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Mobbing im Internet – Schattenseite der Digitalisierung

Im Internet wird gelebt, gearbeitet, gelernt, informiert und vieles mehr. Wir verbringen einen immer grösseren Teil der Zeit online. Reale Welten verbinden sich mit der Virtualität. Mobbing verlagert sich vom Arbeitsplatz, Pausenplatz und Stammtisch in die virtuelle Welt.

Beschimpfungen, Beleidigungen, Drohungen – Hass und Hetze (Hatespeech) sind verbreitet, jedoch oft nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Cybermobbing. Die Rückseite der Digitalisierungs-Medaille. Wir sind aufgefordert, wachsam zu sein.

Ein Gespräch mit Jolanda Spiess-Hegglin

Cybermobbing ist nicht – wie oft angenommen – einzig und allein eine Angelegenheit der Jugend. Verschiedene Altersgruppen unterscheiden sich lediglich in der Anwendung der Medien.

Patrick Huber, Jolanda Spiess-Hegglin. 13. Juli 2018, Restaurant Intermezzo in Zug.

Jolanda Spiess-Hegglin engagiert sich im Verein #NetzCourage – the hatespeech ambulance. Ich habe Jolanda persönlich getroffen, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren.

NetzCourage – wer seid ihr, was macht ihr?

Im Oktober 2016 gründeten wir den Verein #NetzCourage – the hatespeech ambulance. Ein Verein, welcher einerseits als Instrument dienen soll, den Internet-Hass in der Öffentlichkeit zu thematisieren, andererseits aber vor allem betroffenen Menschen Hilfe anbietet. Sei dies nun Hilfe bei juristischen Schritten, persönlichen Gesprächen oder durch generellen Rat im Umgang mit Shitstorms.

[lightgrey_box] «Netzcourage hilft und unterstützt Menschen in Situationen der Onlinewelt, in welchen sie allein nicht weiterkommen.» [/lightgrey_box]

Hatespeech – Jungendliche und ältere Erwachsene bedienen sich an unterschiedlichen Medien, wie ist das zu verstehen?

Cybermobbing findet bei Jugendlichen grösstenteil in Instant-Messaging-Anwendungen, wie WhatsApp, statt. Damit bewegen sie sich in geschlossenen Gruppen, deren Austausch für Aussenstehende oft nicht erkennbar ist.

Erwachsene nutzen die Online-Kommunikation in den sozialen Medien, hauptsächlich Facebook. Hier sind (Hass-)Kommentare, Beleidigungen oder Anfeindungen gegenüber Personen für fast alle anderen Social Media User einsehbar.

Gibt es weitere Unterscheidungsmerkmale – alt/jung?

Ja, bei den Jugendlichen geht es oft um die Blossstellung von Einzelpersonen. Auch mit dem Ziel der bewussten Weiterverbreitung innerhalb der Gruppe.

Erwachsene wählen hingegen für ihre Hasstiraden geziehlt eine Person, stellvertretend für eine bestimmte Gruppe. Dies bewusst vor grossem Publikum und mit dem Ziel, Sympathisanten zu einem bestimmten Verhalten zu mobilisieren.

Werden Jugendliche auf ihre Vergehen angesprochen oder gar polizeilich zur Sprache gebracht, zeigen sie meist Einsicht. Ein Gespräch aller Beteiligten bringt Geschehenes zum Abschluss, sehr oft ohne polizeiliche Anzeige.

Erwachsene Hater sind in ihrem Verhalten in einer ersten Phase in Sachen Einsicht und Reue vielfach resistent. Kommen Hasstiraden zur Anzeige, endet dies fast immer vor dem Staatsanwalt. Erst im Beisein dieser Autoritätsperson kann ein vernünftiges Gespräch stattfinden; in fast allen Fällen folgt dann jedoch eine Entschuldigung. Dies ist der Moment, in welchem #NetzCourage die Anzeige zurückzieht und den Täter zum Kaffee einlädt. Wir stellen fest, dass diese Vorgehensweise weitaus nachhaltiger ist als eine Abhandlung nach Paragrafen vor Gericht. Fast ausnahmslos haben solche Täter danach mit ihrer Hetze aufgehört, der Hass wird weniger.

[lightgrey_box]Links zum Thema

  • #NetzCourage ist ein Verein nach Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs (SR 210; abgekürzt ZGB) mit Sitz in CH-6317 Oberwil bei Zug.
  • Website von #NetzCourage
  • #NetzCourage auf Twitter
  • schaugenau.ch – Informationsplattform der Stadtpolizei Zürich zur Nutzung von digitalen Medien.

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Sind Fortschritte erkennbar, wie verhalten sich die Medien?

Die klassischen Online-Medien haben in Sachen Hass-Kommentare teilweise Fortschritte erziehlt. So öffnet beispielsweise die NZZ die Kommentar-Funktion ausschliesslich themen-situativ und die Teilnahme wird aktiv begleitet. Blick und 20 Minuten allerdings haben die Debattenkultur noch nicht im Griff. Die Kommentare werden zu wenig aussortiert und überwacht. Beschimpfungen und Aufrufe zur Gewalt dürften meiner Meinung nach im Jahr 2018 in Kommentarspalten und Facebookdiskussionen von grossen Medienhäusern nicht mehr vorkommen.

Die Bemühungen von Facebook in Sachen Hatespeech wird oft unterschätzt. Wir haben durchaus positive Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt auch durch unser Engagement werden Kommentare gelöscht und Hater (vorübergehend) gesperrt.

Ich beobachte eine ausufernde Diskussion. Wie soll ich mich verhalten?

Nicht wegschauen! Wenn es zu persönlichen Beleidigungen, Hetze und Blossstellungen kommt, gilt: Kein langes Zuwarten, den/die Beteiligten ansprechen und eine klare Haltung gegenüber Cybermobbing aussenden.  Falls Grenzen überschritten werden, Fachstelle hinzuziehen und Beweise sicherstellen.


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