Mit wenigen Klicks eine Versicherung online abschliessen ist längst Alltag. Retailbanken ziehen nach und bieten die Möglichkeit einer Online-Kontoeröffnung. Analoges in bunte Apps verpacken reicht jedoch nicht. Denn Digitalisieren ist industrialisiertes Produzieren von Finanzprodukten.
Digitalisierung wird tendenziell als Prozessoptimierung wahrgenommen. Gut sichtbar bei traditionellen Finanzinstituten mit Fokus Kundenfilialen.
Inhalt
- Neue Märkte erschliessen mit der Digitalisierung – die Hypothekarbank Lenzburg überwindet mit Neon kantonale Grenzen.
- Der grosse Coup der Swiss Re: Versicherungsverkauf über Ikea.
- Kundenzentriertes Denken und Handeln – inflationär benutzt, wenig genutzt.
- Erfolgsfaktor: Industrialisierung von Finanzprodukten.
Unbegrenzte Möglichkeiten der Digitalisierung
Die Finanz-App Neon und die Partnerin Hypothekarbank Lenzburg (HBL) nutzen konsequent die Möglichkeiten der Digitalisierung.
- mit neuen Geschäftsmodellen in weitere Märkte gelangen;
- dem künftigen Interaktionsverhalten der Kunden entsprechen – mit dem Ziel einer engen Kundenbindung.
Damit werden markt- und branchenübergreifende Lösungen der Kern der neuen Finanzwelt. Nicht nur auf Produktionsebene, auch im Produktdesign, Marketing und Vertrieb.
Was Neon und HBL kann, gibt es auch im Versicherungsbusiness: Branchenfremde bieten «eigene» Versicherungen an.
Bei Ikea online eine Versicherung abschliessen
Der grosse Coup: Swiss Re erschliesst sich durch die Digitalisierung neue Kundenmärkte und erreicht eine Interaktion mit Endkunden.
Swiss Re erstellt für Ikea eine dafür zugeschnittene Versicherungspolice. Ikea wiederum kann das Produkt als eigene Versicherung verkaufen. Möglich macht das eine White-Name-Police.
Warum gerade Ikea? Das passt thematisch zum Kerngeschäft «Wohnen»: Hemsäker steht für sicheres Zuhause.
«Hemsäker» heisst das Versicherungsprodukt
Ikea umwirbt die Haushalts- und Privathaftplichtversicherung mit: «nach IKEA Art».
- flexibel
- günstig
- einfach

Hemsäker wird in wenigen Minuten mit dem Smartphone oder über die Ikea-Website online abgeschlossen.
FAQ Ikea Haushalts- und Privathaftpflichtversicherung
Ein Single-Haushalt in Zürich in einer 1,5 Zimmerwohnung kann gegenüber einer «normalen» Versicherung bis zu 35% sparen.
Nein. Die Privathaftpflicht ist optional.
Die Versicherung ist jederzeit innerhalb eines Arbeitstags kündbar. Der Restbetrag wird zurückerstattet.
Ja. Mitglieder des Ikea-Family-Bonussystems erhalten bei jährlicher Schadenfreiheit einen CHF 20 Ikea-Gutschein.Wie sieht es aus mit der Schadensabwicklung?
Zurzeit noch telefonisch oder via E-Mail. In naher Zukunft wird eine Online-Abwicklung möglich sein.
Hemsäker Hausrat und Privathaftpflicht – die Produktewebsite von Ikea.
Kundenzentriertes Denken und Handeln
Zukunftsfähig ist, wer mit der Digitalisierung nutzbringend und umfassend umgehen kann.
Digitalisierung und kundenzentriertes Denken und Handel ist kein Widerspruch. Es gehört nämlich zusammen und bietet genau jene Chancen der Digitalisierung: neue Geschäftsmodelle und Kundenerlebnisse.
- die Interaktion mit den Kunden verändert sich;
- die Arbeit verändert sich.
Für Bank-Mitarbeitende eine ungewohnte Abkehr im Umgang mit Kunden. Verhaltensänderung ist die neue Befähigung.
Neon und HBL, Swiss Re und Ikea
Clever, die beiden Beispiele Swiss Re/Ikea und HBL/Neon: beide Produktgeber stossen in neue Märkte vor und nutzen geschickt die White-Label-Strategie. Mit den Endkunden hingegen interagieren Imageträger wie Ikea.
Industrialisierung von Finanzprodukten
Standardprodukte wie Bankkonti, Vorsorgeprodukte 3a oder eine Hausratsversicherung sind kostenintensiv. Erfolgfaktor ist, die Produkte zu industrialisieren.
Wenn Banken und Versicherungen den Anschluss nicht verpassen wollen, braucht es auch hier eine Verhaltensänderung: Automatisierung durch Vereinfachung statt Heimatschutz.
Das wird ein weiterer entscheidender Faktor sein, um Margenrückgänge zu kompensieren.
Und wie das Beispiel Swiss Re und Ikea zeigt: Wer Erfolg haben will, muss sich im Alltag der Menschen positionieren. Und wer zu spät kommt heisst es dann, «schon besetzt».
Will eine Bank relevant sein, so muss sie dort hingehen, wo sich die Menschen aufhalten. Deshalb wird die Bank der Zukunft eine digitale Plattform sein. (Ralph Hamers)
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Weiterführende Informationen
- Sparen 3a-Anlagen – Filialbank oder digitale Lösungen? Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 8. Februar 2021
- Die Banking-Apps in der Schweiz – der Digitalbanking-Impulsgeber auf digitalmedia.ch seit 2017
- Ad hoc Informationen auf Twitter von digitalmedia.ch
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